
Unfall-Hotspot Großstadt. Laut Statistischem Bundesamt passierten mehr als die Hälfte aller E-Scooter-Unfälle 2024 in Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern. © Andreas Labes
Über 11 900 Mal kam es 2024 mit E-Scootern zu schweren Unfällen – weit häufiger als im Vorjahr. Oft beteiligt: junge Menschen. Mit unseren Tipps rollen Sie sicher.
Seit E-Scooter 2019 für den Straßenverkehr zugelassen wurden, nehmen die Unfälle mit ihrer Beteiligung stetig zu: Das Statistische Bundesamt meldete Ende Juli rund 11 940 E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden für das Jahr 2024 – 26,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei starben 27 Menschen, 1 513 wurden schwer verletzt und 11 433 leicht verletzt.
Mehr Scooter − mehr Unfälle
Rückschlüsse auf ein riskanter gewordenes Fahrverhalten lassen sich daraus aber nicht unbedingt ziehen. Näher liegt die Annahme, dass die zunehmenden Unfälle mit der ebenfalls steigenden Zahl der E-Scooter auf unseren Straßen zusammenhängen: Im Jahr 2020 waren in Deutschland laut Gesamtverband der Versicherer (GDV) 180 000 E-Scooter unterwegs, 2023 waren es bereits 990 000.
Überraschend: Mit rund 80 Prozent gehörten 2023 die allermeisten E-Roller Privatpersonen – und nicht Leih-Firmen.
Junge Menschen besonders oft beteiligt
Die Statistik offenbart ein klares Muster: Fast die Hälfte aller Verunglückten ist jünger als 25 Jahre, vier von fünf Unfallopfern sind unter 45. Die Gruppe der Senioren ab 65 Jahren macht dagegen nur gut drei Prozent der Verunglückten aus.
Bei Fahrradunfällen zeigt sich ein völlig anderes Bild: Dort sind nur gut 21 Prozent der Opfer unter 25 Jahre, dafür 20,5 Prozent über 65 Jahre alt.
Fahrern von Miet-Scootern fehlt oft Fahrpraxis
Gründe für diesen Trend: E-Scooter werden hauptsächlich von vergleichsweise jüngeren Menschen genutzt, im Fall von Leih-Scootern oft auch spontan und ohne viel Erfahrung.
Menschen mit eigenem Scooter nutzen ihn regelmäßiger, etwa für den Weg zur Arbeit, kennen ihr Gefährt und tragen häufiger auch einen Helm.
Die Zahlen des GDV für das Jahr 2023 untermauern dies: Leih-Scooter machten nur rund 20 Prozent des Bestands aus, seien aber für rund 40 Prozent aller E-Scooter-Schäden in der Kfz-Haftpflichtversicherung verantwortlich gewesen, schreibt der Verband auf seiner Webseite.
Viele kennen die Verkehrsregeln nicht gut genug
Die laut Statistischem Bundesamt häufigste Unfallursache entlarvt ein Grundproblem: Rund 21 Prozent der E-Scooter-Fahrer nutzen Fahrbahn oder Gehwege falsch. Viele wissen offenbar nicht, dass sie auf Radwegen fahren müssen und nur bei deren Fehlen auf die Straße dürfen. Gehwege sind grundsätzlich tabu.
Verunglückte E-Scooter-Fahrer waren zum Zeitpunkt ihres Unfalls außerdem deutlich häufiger alkoholisiert als andere Verkehrsteilnehmer – gut 12 Prozent standen unter Alkoholeinfluss, bei verunfallten Radfahrern waren es nur knapp 8 Prozent.
Weitere Unfallursachen waren in rund 8 Prozent der Fälle eine nicht angepasste Geschwindigkeit und die zu gut 6 Prozent die Missachtung von Vorfahrtsregeln.
Unfall-Hotspot Großstadt
E-Scooter sind ein urbanes Phänomen – das spiegelt sich in der Unfallstatistik wider. Mehr als die Hälfte aller Unfälle passierte in Großstädten mit mindestens 100 000 Einwohnern.
Das liegt nicht nur an der höheren E-Scooter-Dichte, sondern auch am komplexeren Verkehrsgeschehen und den vielen Sharing-Angeboten, die spontane Fahrten ohne eigene Routine fördern.
So fahren Sie sicherer E-Scooter
Ob mit dem eigenen Roller oder einem Miet-Scooter, auf dem Land oder in der Großstadt – mit unseren Sicherheitstipps können Sie Unfällen mit dem Roller vorbeugen:
- Helm aufsetzen – auch ohne Pflicht: Eine Helmpflicht gibt es zwar nicht, da E-Scooter nur Tempo 20 fahren dürfen. Doch ein Helm reduziert das Verletzungsrisiko erheblich. Bei Stürzen kann er lebensrettend sein. Geeignet sind zum Beispiel normale Fahrradhelme.
- Die richtigen Wege nutzen: E-Scooter gehören auf Radwege oder Radfahrstreifen. Gibt es keine, weichen Sie auf die Straße oder den Seitenstreifen aus. Gehwege und Fußgängerzonen sind tabu – es sei denn, sie sind explizit mit „E-Scooter frei“ ausgeschildert.
Auch andere Verkehrs- und Vorfahrtsregeln unbedingt beachten, denn E-Scooter sind Kraftfahrzeuge. Im Straßenverkehr sind sie ohnehin oft nicht gut sichtbar. Kommen sie zusätzlich für andere Verkehrsteilnehmer unerwartet aus der „falschen“ Richtung, steigt das Risiko für Kollisionen stark.
Tipp: Wir haben zusammengefasst, welche Regeln für E-Scooter gelten. - Finger weg vom Alkohol: Fürs E-Scooter-Fahren gilt dieselbe Grenze wie fürs Autofahren: 0,5-Promille. Fahranfänger und alle unter 21 Jahren müssen komplett nüchtern bleiben.
- Geschwindigkeit anpassen: Auch wenn Tempo 20 erlaubt ist, fahren Sie bei Regen, schlechter Sicht oder auf holprigen Wegen langsamer. Eine unangepasste Geschwindigkeit gehört zu den häufigeren Unfallursachen. E-Scooter haben kleine Räder, sind mitunter schlecht gefedert und reagieren empfindlich auf Unebenheiten oder Nässe.
- Vor jeder Fahrt checken: Kontrollieren Sie Bremsen, Licht, Reifen und Lenkung. Besonders bei Miet-Scootern sollten Sie kurz testen, ob alles funktioniert, bevor Sie losfahren. Wie ein Miet-Scooter-Test der Stiftung Warentest schon im Jahr 2019 zeigte, ist der Zustand der Miet-Roller mitunter schlecht.
Manche Scooter haben Schwächen
Nicht nur Fahrfehler sind gefährlich – auch die E-Scooter selbst bergen Risiken, wie der E-Scooter-Test der Stiftung Warentest aus dem Juli 2025 zeigt: Viele Modelle haben keine oder schlechte Federung, was das Fahren auf Kopfsteinpflaster unangenehm macht und die Kontrolle erschwert. Einige fahren sehr ruckartig an oder haben schlecht sichtbare Blinker. Bei einem E-Scooter brach im Belastungstest sogar der Lenker.
Immerhin: Vier Modelle in unserem Test sind gut und sicher.
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Ja, diese "Dinger" sind sicherlich praktisch aber gefährlich. Die Ursachen für die Unfälle divers. Vor ein paar Wochen habe ich eine E-Rollerfahrerin gesehen, die nicht nur ohne Helm sondern auch OHNE Schuhe (= barfuß) unterwegs war. Da fehlen selbst mir dann die Worte.
Ein großes Problem sind sicherlich diese kleinen Räder. Auch kleine Unebenheiten auf der Fahrbahn, die für "normale" Fahrräder (egal ob Bio-Bike oder E-Bike) mit 24 bis 28 Zoll Felgengröße keinerlei Problem darstellen, weil diese großen Räder einfach darüberrollen, führen dann zu einem Sturz.
Andererseits wird sicherlich die Beschleunigung aus dem Stand von anderen Verkehrsteilnehmer vor allem Autofahrern häufig unterschätzt. Das sind aber keine (stehenden) Fußgänger obwohl manchmal optisch dieser Eindruck entsteht.