
Keine Kurssprünge. Steigende Zinsen und stockende Lieferketten verhindern einen Höhenflug von Wind- und Sonnenenergie. © Getty Images / Andriy Onufriyenko
Der Neue-Energien-Branche bläst heftiger Wind entgegen. Das betrifft auch den beliebten iShares Global Clean Energy ETF. Bei Wasserfonds hingegen flossen die Erträge.
Um den Klimawandel aufzuhalten, benötigt es erneuerbare anstelle fossiler Energien: Solarstrom und Windkraft statt Kohle, Öl und Gas. Da liegt der Gedanke nahe, gemeinsam mit den darauf spezialisierten Unternehmen Geld zu verdienen. Doch so einfach ist die Rechnung nicht: Fonds mit Fokus auf neue Energien haben sich nicht so entwickelt wie von vielen erwartet. Grund sind unter anderem Probleme mit stockenden Lieferketten, höheren Rohstoffpreisen und steigenden Zinsen.
Den Höchststand von 2007 nicht wieder erreicht
Nach dem Crash zu Beginn der Pandemie im März 2020 lief es noch gut. Während die Kurse der Ölmultis einbrachen, hatte sich der S&P Global Clean Energy Index bis Ende Januar 2021 nahezu verdreifacht. Der ETF iShares Global Clean Energy gehörte seinerzeit zu den ETF mit den höchsten Mittelzuflüssen in Europa und verwaltete in der Folge mehr als fünf Milliarden Euro.
Mit Beginn des Krieges in der Ukraine waren die Aktien der fossilen Energiekonzerne wieder gefragt. Der S&P Global Clean Energy Index hingegen büßte von Januar 2021 bis September 2023 mehr als 40 Prozent ein. Noch schlimmer sieht es aus, wenn man länger zurückblickt. Seit seinem Hoch Ende das Jahres 2007 hat der Clean Energy Index sogar deutlich mehr als die Hälfte seines Wertes verloren. Seine damaligen Höchststände hat er bisher nicht wieder erreicht.
Neue Energien im Vergleich mit Wasser- und Weltindizes
Wer Erneuerbare-Energien Fonds zur Beimischung kauft, braucht starke Nerven: Der Index S&P Global Clean Energy schwankt extrem. Nach dem Hype 2021 ging es kräftig Auf und Ab – und zurzeit leider vor allem nach unten.

© Stiftung Warentest
Über fünf Jahre waren zweistellige Renditen drin
Der Kurvenvergleich in der Grafik zeigt, dass Anlegende mit Neue-Energien-Fonds starke Schwankungen aushalten müssen. Wer aber Glück hatte und zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen ist, konnte zweistellige Renditen erwirtschaften: Auf Fünfjahressicht hat der ETF iShares Global Clean Energy eine Rendite von 14,2 Prozent pro Jahr erzielt (Stand 30. September 2023). Der Amundi MSCI New Energy ESG Screened hat es auf 6,6 Prozent pro Jahr gebracht. Auf Sicht von einem Jahr hat der iShares-ETF jedoch 29,3 Prozent verloren, der ETF von Amundi hat 24,8 Prozent eingebüßt.
Im iShares Global Clean Energy ETF liegen immer noch 3,8 Milliarden Euro. Der Amundi MSCI New Energy ESG Screened verwaltet 950 Millionen Euro.
Realität mit steigenden Zinsen und stockenden Lieferketten
Der Klimawandel hat sich nicht verlangsamt, im Gegenteil. Eigentlich sollte das die Stunde der neuen Energien sein. Doch warum performen die ETF dann nicht besser?
- Beispiel Vestas. Der dänische Hersteller von Windkraftanlagen war vor Ende September 2021 noch die größte Position im S&P Global Clean Energy. Die Aktie steht seit einiger Zeit unter Druck. Unter anderem steigende Rohstoffpreise, stockende Lieferketten und lange Genehmigungszeiten sorgten dafür, dass Vestas in die roten Zahlen rutschte. Der Titel ist immer noch im Clean-Energy-Index, rangiert jetzt aber auf Platz vier.
- Beispiel Orsted. Der dänische Energieversorger lag vor zwei Jahren an zweiter Stelle der Top-Ten-Titel im Index. Orsted ist eigenen Angaben zufolge Marktführer bei Offshore-Windenergie. Anfang November verkündete das Unternehmen für die ersten drei Quartale 2023 einen Verlust von rund 2,7 Milliarden Euro, verursacht vor allem durch Projekte in den USA. Die Aktie ist jetzt nicht einmal mehr halb so viel wert wie Ende Juli. Auch hier: Einer der Gründe seien stockende Lieferketten, hieß es. Orsted ist per Ende September noch in den Top Ten des Index – dort nunmehr aber Schlusslicht.
- Beispiel Enphase Energy. Auch das Solarenergieunternehmen aus den USA musste erhebliche Kursverluste hinnehmen. Ein Grund für den schon länger sinkenden Aktienkurs sind stockende Solarinstallationen in den USA, nicht zuletzt wegen der gestiegenen Zinsen. Enphase Energy belegt im Index nach wie vor den dritten Platz.
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Weitere ETF setzen auf das Thema erneuerbare Energien
Der S & P Global Clean Energy Index ist nicht der einzige, der die Branche darstellt. Der Neue-Energien-ETF von Amundi bildet den MSCI ACWI IMI New Energy ESG Filtered Index ab, der 106 Unternehmen enthält. Größte Titel sind die US-Energieversorger PG & E und Edison International sowie Schneider Electric aus Frankreich.
Der Solactive Clean Energy-Index setzt sich aus aktuell 38 Titeln zusammen. Per Ende Oktober lagen unter den Top-Werten die Solarfirmen West Holdings aus Japan und Solaria Energia y Medio Ambiente aus Spanien. L&G bietet seit Oktober 2020 den L&G Clean Energy ETF auf den Index an.
Der Index WilderHill New Energy Global Innovation umfasst aktuell 104 Werte. Seit März 2021 gibt es darauf den ETF Invesco Global Clean Energy. Laut Fonds-Factsheet führt ebenfalls West Holdings die Top-Ten-Liste an. Der ETF verwaltet derzeit unter 50 Millionen Euro. Noch weniger hat bislang der Deka Future Energy ESG ETF eingesammelt. Er bildet den Solactive Future Energy ESG Index ab und ist seit 2022 am Start.
Klimawandel sorgt für Wasserknappheit
Auch Wasserknappheit ist eine Folge der globalen Erwärmung. Um die Trinkwasserversorgung zu gewährleisten, braucht es verschiedene Technologien – angefangen von Wasseraufbereitungs- und Kläranlagen über Meerwasserentsalzung bis hin zu effizienten Bewässerungsmöglichkeiten für die Landwirtschaft. Auch die Infrastruktur muss funktionieren: Rohrleitungen sind oft undicht, Wasser versickert ungenutzt.
Fonds mit dem Schwerpunkt Wasser gibt es schon lange. Der iShares Global Water ETF kam im März 2007 auf den Markt, der Amundi MSCI Water ESG Screened im Oktober 2007. Seit 2019 am Start ist der L&G Clean Water.
Renditen ähnlich wie beim MSCI World
Der Index S&P Global Water hat in den vergangenen zehn Jahren eine Rendite von jährlich 11,4 Prozent erwirtschaftet – ähnlich viel wie der MSCI World, der es im selben Zeitraum auf 11,5 Prozent pro Jahr brachte. Der Wasserindex entwickelte sich so ähnlich wie der Weltindex – vor allem auch, was die Schwankungen angeht. Größte Titel im Index sind der Versorger American Water Works, die ebenfalls amerikanische Firma Xylem, die Technologie für Wasseraufbereitung und Bewässerung herstellt, sowie United Utilities, britischer Betreiber von Kläranlagen und Wasserwerken.
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Fonds mit Fokus auf Wind und Wasser nicht zwingend nachhaltig
Auch wenn das Thema der Fonds es nahelegt: Neue-Energien- und Wasser-ETF sind nicht unbedingt dunkelgrün. Manche investieren auch in Betreiber von Gas- oder Atomkraftwerken. Der iShares Global Clean Energy schließt zahlreiche wichtige Verstöße weitgehend aus, Waffen etwa, Tabak oder Kohleförderung.
Tipps für die Anlage in neuen Energien
Wenn Sie sich für einen Neue-Energien-Fonds interessieren, sollten Sie beachten: Die Fonds sind wegen ihrer Risiken nur zur Beimischung in ein gut gestreutes Depot geeignet. Wollen Sie generell grün anlegen, empfehlen wir Ihnen unsere Untersuchung zu nachhaltigen Fonds. Wie gut Nachhaltigkeitsfonds abschneiden, können Sie auch in unserer großen Fondsdatenbank abfragen.
Mehr Neue-Energien-Fonds, auch aktiv gemanagte, finden Sie in unserer großen Fondsdatenbank. Gehen Sie auf der Startseite auf „Alle Fonds“, filtern Sie dann bei „Fondsgruppen“ die „Aktien Klima, Umwelt, Neue Energien“ und wählen Sie die Fondsgruppe „Aktien Neue Energien Welt“ aus. Interessieren Sie sich für Wasserfonds, wählen Sie die Fondsgruppe „Aktien Wasser Welt“. In unserem Beitrag Beimischung: Umwelt, Klima, Neue Energien finden Sie einen Überblick über die verschiedenen Fondsgruppen, die mit dem Thema zu tun haben.
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