
Streitpunkt fossile Energien. Neue Namensleitlinien der EU legen fest, dass ein nachhaltiger Fonds diesen Namen nur noch tragen darf, wenn er überwiegend in entsprechende Titel investiert. © picture alliance / Jochen Tack
Grüne Fonds dürfen sich nur noch so nennen, wenn sie bestimmte Regeln einhalten. Sonst müssen sie die Strategie anpassen oder den Namen ändern. Unser Schnellcheck zeigt, was das bringt.
Seit es grüne Geldanlage gibt, existieren die Zweifel darüber, ob die Anbieter halten, was sie versprechen. Oft ist schnell von Greenwashing die Rede, von Grünfärberei. Nun ist meist weniger das Problem, dass die Anbieter ihre Kriterien – und seien sie noch so lax – nicht offenlegen würden. Das tun sie in der Regel. Vielmehr krankt das Vertrauen daran, dass nachhaltige Fonds häufig die Erwartungen der Anlegerinnen und Anleger nicht erfüllen. Viele an Nachhaltigkeit interessierte Investoren würden beispielsweise fossile Energien nicht in grünen Fonds vermuten – weniger strenge Fonds kaufen aber durchaus Aktien von Ölkonzernen.
Mehr Klarheit, aber keine Qualitätseinstufung
Die EU will nun für mehr Klarheit sorgen und hat der Branche neue Namensregeln verordnet. Zur Begründung heißt es: „Obwohl die Anleger über den Namen hinausschauen und die einem Fonds zugrunde liegenden Angaben genau prüfen sollten, kann der Fondsname einen erheblichen Einfluss auf ihre Anlageentscheidungen haben.“ Wir haben die Namensänderungen einem Schnellcheck unterzogen und festgestellt: Auch mit den neuen Namen gibt es noch Qualitätsunterschiede.
Die neuen Namensrichtlinien
Fonds, die nachhaltig anlegen und das im Fondsnamen zum Ausdruck bringen wollen, müssen mindestens 80 Prozent des Fondsvermögens entsprechend investieren. Das verlangt die Leitlinie der ESMA, der europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde. Sie gilt seit dem 21. Mai 2025 für alle nachhaltigen Fonds. Von der Regelung betroffen sind Begriffe wie Klima, grün, Umwelt, ökologisch, Transformation, sozial sowie die Abkürzungen ESG (Environmental, Social, Governance) und SRI (Socially Responsible Investing).
Verbindliche Ausschlüsse
Ein Fonds, der in seinem Namen den Begriff Umwelt verwendet, darf unter anderem nicht in Unternehmen investieren, die 1 Prozent oder mehr ihrer Einnahmen mit der Förderung von Kohle beziehungsweise 10 Prozent oder mehr ihrer Einnahmen mit der Förderung von Öl erzielen. In Transitionsfonds hingegen sind fossile Energieträger erlaubt. Transitionsfonds kaufen auch Aktien von Unternehmen, die auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit sind.
Für alle Nachhaltigkeitsfonds gilt, dass sie kontroverse Waffen und Tabak ausschließen müssen und nicht in Unternehmen investieren dürfen, die gegen die Leitlinien der UN (UN Global Compact) verstoßen. Letztere umfassen schwere Vergehen wie Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen.
Anbieter von Fonds und ETF, welche die Vorgaben nicht erfüllt haben, hatten zwei Möglichkeiten: Sie konnten ihre Strategie ändern oder sie konnten dem Fonds einen neuen Namen verpassen.
Umbenennungen insbesondere bei nachhaltigen ETF
Nach einer Analyse der ESMA hat die Zahl der Fonds mit nachhaltigen Bezeichnungen im Namen zwischen Mitte 2019 und Mitte 2021 stark zugenommen, ab Mitte 2022 haben die ersten Fonds das dann wieder rückgängig gemacht. Unser Fondsfinder listet derzeit 15 819 Fonds und ETF mit dem Zusatz „berücksichtigt Nachhaltigkeitskriterien“. Von Anfang 2024 bis einschließlich 30. April 2025 haben wir Umbenennungen bei 3 826 Fonds registriert (siehe Grafik).
Namensänderungen kommen auch bei herkömmlichen Fonds vor, das ist gewissermaßen Alltagsgeschäft. Die meisten Änderungen kamen allerdings von nachhaltigen Fonds, insbesondere von aktiv gemanagten. Prozentual gesehen betrafen die meisten Änderungen allerdings nachhaltige ETF. Zum Stichtag 30. April zum Beispiel haben sich unseren Erhebungen zufolge 15 Prozent der nachhaltigen ETF umbenannt, aber nur 3 Prozent der aktiven Nachhaltigkeitsfonds.
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Bei unseren Testsiegern hat sich – fast – nichts verändert
In unserem jüngsten Test nachhaltiger Fonds haben acht weltweit anlegende Aktienfonds unsere Bestnote von fünf Punkten bekommen. Die Testsieger haben ihre Namen behalten – mit einer Ausnahme: Aus dem IPConcept Prima Global Challenges ist nun der IPConcept Prima Nachhaltige Rendite geworden. Die Änderung hat allerdings nichts mit den neuen Leitlinien zu tun, sondern ist einem Strategiewechsel geschuldet: Der Fonds beschränkt sein Anlageuniversum nun nicht mehr nur auf Titel des Global Challenges Index. Die bisherige Bewertung haben wir gelöscht, in unserem nächsten Test werden wir den Fonds neu bewerten.
Ähnliches Bild bei den besten 1.-Wahl-ETF
Die nachhaltigen ETF, die wir mit drei Nachhaltigkeitspunkten bewerten und als 1. Wahl einstufen, behielten laut unserer Fondsdatenbank zum derzeitigen Stand ihren Namen (Stichtag 31. März 2025). Mehr als drei Nachhaltigkeitspunkte hat in unserem jüngsten Test keiner der 1. Wahl-ETF erzielt. 1.-Wahl-ETF sind innerhalb ihrer Fondsgruppe möglichst breit gestreut und bilden einen Index ab, der ein ähnliches Konzept verfolgt wie der Referenzindex der Fondsgruppe. Die Kombination aus breiter Streuung und geringen Kosten sorgt dafür, dass diese ETF in ihrer jeweiligen Fondsgruppe langfristig zu den besten Fonds gehören – bezogen auf den Anlageerfolg.
MSCI hat Indizes angepasst
Einer der Gründe, warum zahlreiche ETF von den Namensänderungen betroffen sind: Der Indexanbieter MSCI hat aus einigen seiner Indexreihen das Kürzel „ESG“ entfernt:
- aus MSCI ESG Leaders wird MSCI Selection
- aus MSCI ESG Screened wird MSCI Screened
- aus MSCI ESG Universal wird MSCI Universal
- aus MSCI ESG Focus wird MSCI Focus
- aus MSCI Sustainable Impact wird MSCI Sustainable Development
Wenn aus Nachhaltigkeit ESG wird
Viele Fonds haben ihre Namen erst zum 30. April 2025 geändert. Sie erscheinen in unserer Fondsdatenbank somit erst mit dem nächsten Update. Einer dieser ETF ist der – vielen Anlegerinnen und Anlegern bestens bekannte – iShares Global Clean Energy. Er heißt künftig iShares Global Clean Energy Transition. Auf diese Weise wird klar, dass der Fonds nicht ausschließlich in reine Solar- und Windfirmen investiert.
Bei der Deka ändern sich etwa einige Fonds von „Nachhaltigkeit“ in „ESG“. Beispielsweise der Deka Nachhaltigkeit Global Champions, der künftig Deka ESG Global Champions heißt. Oder der Deka Nachhaltigkeit Renten, künftig Deka ESG Renten.
Die Mischfonds db Privatmandat Comfort Einkommen, db Privatmandat Comfort Balance und db Privatmandat Comfort Wachstum hatten seit Februar 2021 und noch bis Ende April 2025 je ein „ESG“ im Namen. Das entfällt.
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Fazit: Bessere Orientierung, aber kein Qualitätsurteil
Die neuen Namensregeln helfen Anlegerinnen und Anlegern, sich besser im Angebotsdschungel orientieren zu können. Dennoch kann sich die Nachhaltigkeitsqualität der nunmehr noch als nachhaltig bezeichneten Fonds und ETF mitunter deutlich unterscheiden. Auch wenn der Name Nachhaltigkeit verspricht, kann der Fonds wenig streng sein. Ein Beispiel: Die beiden ETF Amundi Dax 50 ESG II und iShares Dax ESG haben ihre Namen bisher behalten. In unserer Bewertung kommen sie aber nur auf zwei Nachhaltigkeitspunkte. Der Grund ist, dass sie Investitionen in den fossilen Sektor nicht komplett ausschließen.
Dass ein Fonds sich umbenannt hat, kann – aber muss nichts mit den neuen Namensleitlinien zu tun haben. Es heißt auch nicht, dass der Fonds zuvor Greenwashing betrieben hat.
Tipp: Bevor Sie sich für einen bestimmten Fonds entscheiden, sollten Sie die Bewertung der Nachhaltigkeit prüfen. Sie finden die Information – sowie die aktuelle Bewertung des Anlageerfolgs – in unserem Fondsfinder. Wir wir nachhaltige Fonds untersuchen, lesen Sie im Bericht Warum wir grüne Fonds jetzt strenger testen.
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