Themenfonds Investition in Trend-ETF gleicht einem Glücks­spiel

Themenfonds - Investition in Trend-ETF gleicht einem Glücks­spiel

Smart City. Die Digitalisierung von Städten ist eines der Trend-Themen, von denen Anleger profitieren sollen. © Getty images / Jon Wightman

Themen-ETF versprechen eine Investition in „Themen der Zukunft“ und bündeln Aktien, die die Trends verkörpern. Doch die Unterschiede beim Erfolg sind erstaunlich groß.

„Alternde Gesell­schaft“, „Fleisch­ersatz“ oder „Cannabis“ – für alle diese Trend­themen gibt es Fonds. Einige Themen sind sehr weit gefasst („Nach­haltig­keit“), andere sehr eng („Batterie­hersteller“). ETF- und Indexanbieter haben zu diversen Trend­themen immer neue Produkte erschaffen. Wir zeigen, was bei Themen­investments zu beachten ist und stellen Beispiele aus unserer Fonds-Datenbank vor. Erstaunlich: Oft laufen ETF zum gleichen Thema extrem unterschiedlich.

Trend-ETF sind keine lang­fristige Investition

Für Anle­gerinnen und Anleger ist es nicht einfach, echte Trend­themen zu erkennen. „Fleisch­ersatz“ war es aus Anlegersicht zum Beispiel nicht, wie man dem Aktienkurs von Beyond Meat und dem Kurs­verlauf des ETF Davy Rize Sustainable Future of Food Ucits ETF entnehmen kann. Zusätzlich muss man erfolg­reiche Trends auch noch recht­zeitig erkennen. Und gegebenenfalls recht­zeitig wieder aussteigen. Das klassische Timing-Problem stellt sich bei den meisten Themen noch deutlicher dar als bei der klassischen Aktien­anlage. Man sollte schnell mit dem Einstieg sein – meist bevor man wirk­lich sicher sein kann, dass das Thema trägt. Und da der anfäng­liche Hype irgend­wann abflaut und deutlich Luft aus den Bewertungen lässt, muss auch der Verkauf gut abge­passt werden. Das schaffen Anleger in der Regel nicht.

Damit sind Themenfonds nichts für den lang­fristigen Vermögens­aufbau im Sinne von „kaufen und liegenlassen”. Sie sind für Anle­gerinnen und Anleger geeignet, die Spaß an der Börse haben und sich regel­mäßig um ihre Investments kümmern.

Fonds kommen oft zu spät

Ein Problem dabei: Themenfonds kommen meist erst auf den Markt, wenn das Thema ausreichend Nach­frage verspricht. Das heißt: Bis sie auf den Markt kommen, sind die Kurse der entsprechenden Aktien schon eine Zeit lang toll gelaufen. Eine wissenschaftliche Unter­suchung zeigt, dass spezialisierte ETF in den USA in ihren ersten fünf Jahren nach Auflage deutlich schlechter laufen als der breite Markt – um 30 Prozent im Schnitt über die ersten fünf Jahre. Die Schluss­folgerung ist, dass solche Themenfonds schon auf sehr hoch bewertete Aktien setzen, wenn sie auf den Markt kommen. Und das macht es gleich viel schwieriger, damit weiterhin über­durch­schnitt­lich abzu­schneiden.

Für die Anbieter lohnt es sich meist trotzdem: Themen-ETF sind deutlich teurer als Stan­dard-ETF.

Gleicher Name, anderer Inhalt

Ein weiteres Problem der Themenfonds ist die passende Aktien-Auswahl. Verschiedene Fonds bilden die Themen ganz unterschiedlich ab. Soll mein KI-Fonds in die Dick­schiffe wie Google oder Meta investieren, die perspektivisch vielleicht mit KI Geld machen, aber im Moment schlicht von Werbeein­nahmen leben? Oder suche ich die kleinen, spezialisierten KI-Firmen? Dabei müssen sie natürlich börsennotiert sein – OpenAI, der Anbieter von ChatGPT, ist zum Beispiel nicht börsennotiert.

Die Indizes jenseits des Stan­dards können von Anbieter zu Anbieter ganz unterschiedlich aussehen, weil jeder seine eigenen Auswahl- und Gewichtungs­kriterien bestimmen kann. Bei Indizes muss zwar alles geregelt, definiert und schriftlich fest­gehalten werden. Alleine die Tatsache, ob ich die Gewichtung der Aktien ab einer bestimmten Größe kappe oder nicht, kann aber zu sehr unterschiedlichen Index­entwick­lungen führen, obwohl sie die gleichen Aktien halten.

Das zeigen Beispiele mit konkreten Themen:

Smart City – Digitalisierung und Technologie für Städte

Unter dem Stich­wort „Smart City“ sammeln sich Unternehmen, die Städte mit dem Einsatz von Technologie lebens­werter, nach­haltiger oder sicherer machen sollen. Kein ganz großes Hype-Thema. Aber eins, dass recht klar abgrenz­bar scheint. Aber der Blick auf zwei ETF in unserer Daten­bank zeigt, wie unterschiedlich ETF zum gleichen Thema laufen können:

Während der iShares-ETF 11,0 Prozent jähr­lich in den voran­gegangenen 5 Jahren erzielt hat, waren es beim Amundi nur 3,7 Prozent. Der iShares ETF hält die Palantir-Aktie unter den Top 10 – bis vor kurzem eine Kurs­rakete. Aber das Unternehmen ist auch höchst umstritten, weil Palantir ein Anbieter von Über­wachungs­software ist. Im Amundi ETF ist Palantir hingegen gar nicht vertreten. Über­haupt findet man von den Top 5 Aktien des iShares ETF nur eine im Amundi ETF: Ebara aus Japan.

Das sind riesige Unterschiede für zwei ETF, die sich dem gleichen Nischen-Thema widmen.

Halb­leiter – die Grund­lage für moderne Technologie

Halb­leiter, eng­lisch Semicon­ductors, braucht man für so ziemlich alles, was mit IT zu tun hat.

Vier ETF, die mindestens drei Jahre alt sind, bilden dieses Thema ab:

Die Top-5-Positionen der Fonds sind quasi identisch, hier und da tauschen Aktien von einem ETF zum anderen vielleicht die Position, da ihre Markt­kapitalisierung eine sehr ähnliche Größe hat.

Große Unterschiede gibt es aber bei der Gewichtung: Der ETF von Amundi benutzt keine Kappung der Gewichtung von Einzel­aktien. Kurs­rakete Nvidia ist über­all an erster Stelle, hat im Amundi ETF aber ein Gewicht per Ende Mai von 34 Prozent! Broad­com folgt mit gut 18 Prozent. Die anderen ETF von VanEck, Nvidia und iShares kappen die Aktiengewichtungen hingegen bei 8 oder 10 Prozent. Diese Grenzen gelten an den Stich­tagen jeder Neugewichtung – zwischen­zeitlich können die über­durch­schnitt­lich guten Aktien auch mehr Gewicht aufbauen. Nvidia liegt Ende Mai bei VanEck bei gut 11 Prozent und knapp 9 Prozent bei HSBC und iShares.

Die unterschiedliche Gewichtung wirkt sich auch auf die Wert­entwick­lung aus: Top über ein Jahr ist der Amundi-ETF mit plus 4,9 Prozent. Die anderen liegen mit 5,7 bis 8,5 Prozent im Minus. Über drei Jahre sind alle im Plus, der Amundi liegt aber mit 41 Prozent pro Jahr deutlich vor den anderen mit 23,6 bis 29,2 Prozent.

Das heißt allerdings nicht, dass der Amundi-ETF der „bessere“ ETF ist. Der iShares-ETF bildet fast den gleichen Index ab – aber zusätzlich mit ein paar kleineren Aktien und vor allem mit sogenannten Caps. Kappungs­grenzen für die Gewichte der Index­aktien ergeben Sinn bei Indizes mit Fokus auf Themen, Branchen und Länder. Sonst können einzelne Aktien manchmal den ganzen Index dominieren.

Robotik – Die Roboter kommen

Ein weiteres Trend-Thema ist Robotik. Auch hier gibt es zwei ETF, die welt­weit in Aktien investieren, die von der Entwick­lung und dem Bau von Robotern profitieren wollen:

Über fünf Jahre hat der iShares 10,8 Prozent pro Jahr erzielt, der L&G nur 5,9 (Ende Juni 2025) – wieder ein gewaltiger Unterschied. Die Top 10 haben per Ende Mai 2025 außer einer Aktie (Intuitive Surgical) nichts gemein­sam. Die Gewichtung der einzelnen Aktien ist bei beiden Indizes etwas komplexer. Auch hier steht zwar auf beiden ETF “Auto­mation und Robotik” drauf, gefüllt aber mit unterschiedlichem Inhalt und unterschiedlichem Erfolg.

Der iShares ETF setzt mit AMD, Nvidia und Siemens auf etablierte, große Werte. Der L&G-ETF sucht hingegen mehr Nischen und setzt auf spezialisiertere Unternehmen.

Unterschiede ziehen sich durch

Diese Analyse lässt sich über viele Themen­felder weiterführen: Batterie-ETF haben im vergangenen Jahr zwischen -9 und +4 Prozent Rendite abge­liefert, beim Thema Mobilität liegt die Sprei­zung zwischen -7,6 Prozent und +9 Prozent.

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Themen-ETF machen Investition zum Glücks­spiel

Diese Erkennt­nisse zeigen: Selbst wer den „richtigen“ Trend erkannt und in diesen investiert hat, kann mit den entsprechenden ETF eine schlechte Investition tätigen. ETF zum gleichen Thema sind oft höchst unterschiedlich erfolg­reich. Anleger kommen nicht darum herum, tief in die Index­auswahl einzusteigen und sich die aktuellen Titel der ETF anzu­schauen. Das erfordert Zeit und Erfahrung.

Themenfonds eignen sich auch deswegen nur als Beimischung zu einem breit aufgestellten Depot, wie etwa unserem Pantoffel-Portfolio. Aus unserer Sicht sind Kappungs­grenzen bei Themen-ETF sinn­voll, die vermeiden, dass einzelne Aktien bis zu 35 Prozent ausmachen – das Maximum, das die europäischen Fonds­regeln erlauben. Die vergangene Performance ist zudem kein geeigneter Indikator für einen gute zukünftige Entwick­lung. Gerade bei Themen-ETF setzt man auf Hypes, die schnell vorbei sein können.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Mitarbeiter_Stoffel am 01.09.2025 um 11:49 Uhr
    Nasdaq, Tech, Growth, lehren aus der Vergangenheit

    @All: Die Anmerkung des Lesers berührt auch folgendes Thema: Faktoren, d.h. wissenschaftlich gestützte Anlagestrategien (Details hier: https://www.test.de/Faktor-ETF-7-Anlagestrategien-die-Sie-kennen-sollten-5880721-0/).
    Wenn man dem Nasdaq-100 Index unterstellt, dass er eine sehr große Portion "Growth" enthält und wenn man weiß, dass Growth die Kehrseite von Value ist, dann ist ein Blick zurück interessant und aufschlussreich. Es ist die Value-Strategie, die durch unzählige wissenschaftliche Untersuchungen als überlegen identifiziert wird (auch von Nobelpreisträger E. Fama). Per Definition ist Growth dann unterlegen und somit wohl auch Indizes wie der Nasdaq. Im oben verlinkten Artikel sieht man, dass Value von 1975 (ältere Daten haben wir nicht) bis Anfang 2007 besser läuft als Growth. Das sind 32 Jahre. Erst ab 2007 läuft Growth besser - und wie man sieht auch Tech oder der Nasdaq. Das sind 18 Jahre. Es wird klar: Solche Trends können sehr lange laufen. Aus 18 Jahren, in denen "Nasdaq/Tech/Growth" so ziemlich alles outperformt kann man deshalb nicht schließen, dass das ein Naturgesetz sei. Das war nämlich vorher auch mal 32 Jahre anders herum – Growth underperformte.

  • Profilbild Mitarbeiter_Stoffel am 31.08.2025 um 09:56 Uhr
    Re: Dann bitte alle Wirtschaftsfirmen abschaffen

    @HansPeterGroll: Die "tausende an Firmen, die sich mit Traden reich machen" investieren natürlich nicht einfach in den MSCI World. Sie haben Hochleistungscomputer, hochspezialisierte Mitarbeiter, super schnelle Datenleitungen in alle Börsen der Welt und arbeiten mit eigens entwickelten Algorithmen. Die legen auch nicht einfach in den Nasdaq-100 an. Alle, die einen anderen Job haben, müssen sich für Ihre Geldanlage also was anderes einfallen lassen. Nasdaq-100 oder MSCI World? Der Nasdaq ist seit ca. 18 Jahren so gut gelaufen, weil Tech gut lief. Viele vergleichbare Indizes liefen ähnlich oder gar besser. Wer sicher ist, dass das in Zukunft so bleibt, kann natürlich auf Tech setzen. Wer viel längere Zeiträume untersucht und Finanzmärkte wissenschaftlich analysiert, wird eher zum MSCI World oder vergleichbare Anlagen greifen. Zumal der Risikoappetit der meisten Anleger begrenzt ist. Das heißt aber nicht, dass der MSCI World immer besser als alle Strategien, Märkte oder Branchen laufen wird. So eine Anlage gibt es nicht. Nur langfristig sollte man halt mit einem breit aufgestellten Aktienindex immer weit vorne sein, wenn man Rendite UND Risiko betrachtet.

  • HansPeterGroll am 30.08.2025 um 20:41 Uhr
    Dann bitte alle Wirtschaftsfirmen abschaffen.

    Ich störe mich an solchen Artikeln.
    Jede Zeitschrift empfiehlt ausschließlich den MSCI World, und doch gibt es tausende an Firmen, die sich mit Traden reich machen.
    Z. B. hat der Nasdaq 100 den MSCI World die letzten 20 Jahre dermaßen heftig abgehängt und tut es noch heute, dass es derzeit wenig Sinn macht, in den MSCI World zu investieren.
    Von Glück kann da keine Rede mehr sein.
    Noch mit Leverage, bei welchem mathematisch fundiert gezeigt wurde, mehr Rendite zu bringen (bei positivem Langzeiterwartungswert ist die Vervielfachung der Rendite gleich dem Leverage, also 3x, 2x – Kosten. Hat Kelly gezeigt und entpricht empirisch der Realität).
    Wer 100 % in Bitcoin die letzten 5 Jahre investiert hat: 500% Wachstum vs 75% MSCI WORLD
    European Banks und viele weitere "Trends" liefen so gut in einem Jahr wie der MSCI World in vier Jahren. Und wenn man "durch Glück" das Dreifache im Konto hat kann man sich vlt eine Wohnung leisten vs darf noch 5-10 Jahre warten.
    Traden 1 Stundeam Tag passt