In Deutschland sind etwa 73 Millionen Menschen gesetzlich krankenversichert. Sie haben Anspruch auf eine ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche Gesundheitsversorgung. Dazu gehört die Früherkennung mit ihren Untersuchungen. Das heißt: Zahlreiche Vorsorgeangebote werden von allen Krankenkassen gleichermaßen übernommen.
Ziel: Krankheiten früh entdecken
Diese haben zum Ziel, gesundheitliche Leiden wie Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen, auch Diabetes oder Nierenprobleme so früh wie möglich zu entdecken, um Therapie und Heilungschancen zu verbessern. Krankheitsanzeichen muss es dafür keine geben. Bei Kindern soll zudem von klein auf die körperliche und geistige Entwicklung im Fokus stehen.
Vorsorge für Frauen und Männer
Je nach Alter und Geschlecht werden verschiedene Untersuchungen angeboten (Vorsorgeangebote im Detail). Es gibt aber auch einige, die unabhängig vom Geschlecht sind:
- Ab 35 Jahren ist alle zwei Jahre ein Hautkrebs-Screening, alle drei Jahre eine Gesundheitsuntersuchung (oft auch Check-Up 35 genannt) möglich. Versicherte zwischen 18 und 34 Jahren können den Check-Up einmalig machen lassen.
- Zudem finanzieren die Kassen im Rahmen der Darmkrebsvorsorge zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren – für Frauen und Männer ab 50 Jahren (Special Darmkrebs-Vorsorge). Ab 50 Jahre ist alternativ zur Darmspiegelung alle zwei Jahre ein immunologischer Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl (iFOBT) möglich.
Tipp: Mehr Informationen erhalten Sie bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
Früherkennungsuntersuchungen sind freiwillig
Für die Vorsorgeuntersuchungen zu Darm- und Gebärmutterhalskrebs gibt es spezielle Programme. Die Krankenkassen schicken Versicherten, die daran teilnehmen, regelmäßig Einladungen und Informationen zu. Das gilt für Frauen ab 50 Jahren auch für das Mammografie-Screening, die Röntgenuntersuchung der Brust. Dazu wurde eine zentrale Stelle eingerichtet. Dennoch gilt: Die Angebote sind freiwillig. Auch wenn jemand nicht zur Vorsorge geht und später doch erkrankt, gibt es keine Konsequenzen.
Ausnahme: Kinderuntersuchungen
In Bayern, Baden-Württemberg und Hessen sind die ersten „U-Untersuchungen“ (Vorsorgeangebote im Detail) beim Kinderarzt indes verpflichtend. Kommen Eltern den vorgegebenen Terminen nicht nach, kann der Kinderarzt das Gesundheits- oder Jugendamt einschalten.
Ärztliche Aufklärungspflicht
Grundlegend gilt: Ärztinnen und Ärzte sollen vor den Untersuchungen aufklären, Ablauf, Nutzen und Risiken nennen. So werden beim Check-up Herz, Lunge, Kopf, Hals, Bauch, Wirbelsäule, Bewegungsapparat, Nervensystem und Sinnesorgane untersucht. Mittels Blutprobe überprüft der Arzt Cholesterinwert und Blutzucker, um Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufzuspüren. Der Urin wird auf Nieren- und Blasenerkrankungen untersucht.
Schattenseiten der Vorsorgeuntersuchungen
Wichtig für Versicherte: Es gibt öfter auffällige Befunde, die sich nach weiteren Tests als harmlos erweisen. Das kann aber trotzdem psychischen Stress verursachen oder unnötige weitere Untersuchungen nach sich ziehen. Eine Röntgenuntersuchung etwa belastet den Körper mit Strahlung, eine Darmspiegelung kann zu Blutungen führen. Zu Risiken wie Nutzen vieler Früherkennungsuntersuchungen informiert etwa das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen unter gesundheitsinformation.de.
IGeL-Leistungen zählen nicht zur Früherkennung
Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) sind keine Kassenleistung. Ärzte bieten sie oft im Rahmen der Vorsorge kostenpflichtig an. Bei vielen ist der Nutzen aber umstritten. Dazu zählt die Glaukom-Vorsorge bei der Augenärztin, zu der die Messung des Augeninnendrucks gehört. Nur sehr wenige profitieren davon (Special Grüner Star). Als „tendenziell negativ“ bewertet sie der „IGeL-Monitor“ des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen.
Wichtig: Hat der Arzt einen konkreten Krankheitsverdacht oder der Patient Beschwerden, bezahlen die Kassen alles Nötige, auch die Augeninnendruck-Messung.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@Hajub: Frauen über 75 Jahren wird in der Regel keine Darmspiegelung zur Früherkennung mehr empfohlen, da das Risiko für Komplikationen mit dem Alter zunimmt. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie Ihren behandelnden Arzt.
Wenn mit Mitte 75 die nächste Darmspiegelung fällig wäre, lohnt sich diese noch in dem Alter wenn die vorherigen 2-3 Untersuchungen negativ waren?